Schnitzen

Schnitzen

Schnitzen ist eine Technik der händischen Holzbearbeitung. Zum Schnitzen werden Messer, Schnitz- und Stecheisen verwendet. Heute wird nicht mehr viel geschnitzt, denn viele „Schnitzereien“ lassen sich wesentlich schneller und kostengünstiger mit industriellen CNC-Maschinen produzieren. 

Am ehesten schnitzen noch KünstlerInnen bzw. Holzbildhauer, aber auch Instrumentenbauer. Wir mögen schnitzen. Es hat etwas Archaisches und auch etwas Meditatives. Schnitzen ist ein kreativer Prozess, bei dem man sich überlegen muss, was man aus dem Werkstück zaubern kann. Schnitzen ist ein wahrer Schöpfungsakt. Man hat eine Idee und muss sich schon beim ersten Ansetzen eines Messers an das Werkstück überlegen, was daraus werden soll. Bei Holz sind das zum Beispiel der Verlauf der Maserung, die Dichte des Materials, die Farbnuancen und allenfalls andere Aspekte, wie eingeschlossene Äste.

Bei den von uns „beschnitzten“ Lärchenrinde ist das nicht anders, außer dass das Material einige spezielle Herausforderungen mit sich bringt. Rinde kann von der Konsistenz bzw. Dichte her extrem hart oder halb verfault sein. Harte Rinde bearbeiten ist Knochenarbeit und hat uns schon öfters Blasen an den Händen beschert. Dem entgegen ist halb verfaulte Rinde sehr fragil und bricht oft schon, wenn man es nur anschaut. Diese Unterschiede machen Schnitzen mit Rinde zur veritablen Herausforderung, die man nur mit Feingefühl in der Hand bewältigen kann. Eine Bearbeitung mit schwererem Gerät, etwa einer Fräse, ist aussichtslos. Wir haben es probiert, aber da fliegen die Fetzen quer durch die Werkstatt. 

Schnitzen mit Rinde zwingt uns deshalb zu einer gewissen Langsamkeit bei der Bearbeitung, doch dieser behutsame Umgang mit dem Material lohnt sich, wie wir meinen.

Werkzeuge

Balleisen, Flacheisen, Hohleisen, Geißfuß oder Blumeneisen? Bei rund tausend verschiedenen Schnitzwerkzeugen hat man die Qual der Wahl. Welches Werkzeug zum Einsatz kommt, hängt vom Material ab und auch davon, was in welcher Größe daraus entstehen soll.

Bei uns sind das vor allem flache und U-förmige Stemm- und Sticheisen unterschiedlicher Breite und ein paar Bohrer und Fräser brauchen wir dann auch noch. Zum Schnitzen von Lärchenrinde, Zirbenholz und wurmzerfressenen Ästen verwenden wir für die Grobarbeiten aber hauptsächlich ein handelsübliches Cutter-Messer mit austauschbaren Klingen.

Das hat mehrere Gründe. Zum einen können wir unsere Werkstücke kaum in eine Werkbank einspannen (Lärchenrinde hält den Druck nicht aus), sondern müssen sie in der Hand halten. Das macht das Hantieren mit einem Stemm- oder Sticheisen gefährlich. Ein Cutter-Messer liegt sicherer in der Hand und die Verletzungsgefahr ist geringer. Zum anderen sind vor allem Lärchenrinden oft mit Erde, Sand und manchmal sogar Steinen verschmutzt. Sowas macht Stemmeisen sehr schnell stumpf und müssen aufwendig nachgeschärft werden. Beim Cutter-Messer bricht man einfach eine Ecke ab und weiter geht´s.

Lärchenrinde

Die Lärche oder „Larix“ ist ein stattlicher Baum, der zu den Kieferngewächsen zählt. Er wächst in den gemäßigten Klimazonen der Nordhalbkugel.

Was die Lärche auszeichnet und für uns ganz besonders interessant macht, ist der Umstand, dass sie eine unglaublich dicke Rinde entwickelt. Wir haben über die Jahre Lärchenrinden mit einer Stärke von bis zu 15 cm gesammelt. Um Lärchenrinde zu sammeln, schneiden wir natürlich KEINE Bäume um. Wir suchen nur nach älteren Baumstümpfen, von denen wir die Rindenstücke als möglichst große Platten ablösen. Bei frischen Baumstümpfen bringt man die Rinde nicht ohne Bruch herunter.

Diese Lärchenrinden-Stücke wurden von uns mehrere Jahre zum Trocknen gelagert, denn feuchte Rinde eignet sich nicht zum Schnitzen.

Lärchenrinde ist im Grunde ein schlechtes Material zum Schnitzen, denn es kann in seiner Beschaffenheit mitunter sehr inhomogen sein – teils extrem weich, teils steinhart und teils halb verfault bzw. verrottet. Das macht die weitere Verarbeitung schwierig und braucht man ein gewisses Feingefühl im Handling.

Dafür sorgen Maserung und Farbgebung für eine absolut unschlagbare und archaische Optik. Im richtigen Licht haben die Schnitz-Figuren einfach „mehr Körper“ und Strahlkraft. Die gleiche Figur in Zirben- oder Lindenholz ausgeführt, wirkt daneben bleich, ja fast schon fad.

Licht ist überhaupt ein spezielles Thema. Wer unsere MOAI-Figuren anschaut, wird bemerken, dass sie keine Augen haben. Wer die Figur aber im richtigen Licht von oben (oder der Sonne) stehen hat, wird bemerken, dass sie doch irgendwie Augen haben. Es ist der Schatten der Stirnpartie, der je nach Einfallswinkel des Lichtes den Figuren scheinbar Augen zaubert. Probieren Sie dieses Schattenspiel einfach mal aus, speziell dann, wenn Sie die Figur bei sich zu Hause ins richtige Licht rücken wollen. Licht haucht unseren MOAIs Leben ein!

Mons